IGeL-Monitor bewertet zwei Verfahren zur Vorbeugung von Blasenentzündungen mit unterschiedlichen Ergebnissen
Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors hat zwei Verfahren bewertet, mit denen wiederkehrenden Blasenentzündungen vorgebeugt werden soll. Die Behandlung mit dem Medikament Uro-Vaxom® zur gezielten Stimulation des Immunsystems bewertet der IGeL-Monitor mit „tendenziell positiv“, weil Studienergebnisse Hinweise auf einen Nutzen zeigen. Die Impfung mit dem Impfstoff StroVac® bewertet der IGeL-Monitor mit „tendenziell negativ“, da nur eine Studie in die Bewertung eingeschlossen werden konnte und sich aus dieser Studie keine Hinweise auf einen Nutzen ableiten lassen, aber Nebenwirkungen auftreten können.
In Deutschland gibt es derzeit einen Impfstoff und ein Immuntherapeutikum, um wiederkehrenden Blasenentzündungen vorzubeugen: Das Immuntherapeutikum Uro-Vaxom® wird als Kapsel eingenommen, der Impfstoff StroVac® wird als Spritze injiziert. Beide Verfahren sind Selbstzahlerleistungen bzw. Individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL. Die Kosten für eine Beratung, die körperliche Untersuchung und die Impfung bzw. Immunprophylaxe belaufen sich in beiden Fällen auf jeweils rund 170 bis 200 Euro.
Was sagen Studien über den Nutzen und Schaden?
Eine Impfung oder Immunprophylaxe wäre nützlich, wenn Blasenentzündungen dadurch gar nicht mehr oder seltener aufträten oder weniger schmerzhaft wären. Das Team des IGeL-Monitors fand Studien, aus denen sich für das Immuntherapeutikum Uro-Vaxom® Hinweise auf einen solchen Nutzen ableiten lassen – allerdings nur für einen Nachbeobachtungszeitraum von sechs Monaten. Bei Personen, die mit Uro-Vaxom® behandelt wurden, traten Nebenwirkungen oder unerwünschte Ereignisse nicht häufiger auf als in der Kontrollgruppe der Scheinbehandelten. Deshalb konnten für Uro-Vaxom® keine Hinweise auf mögliche Schäden abgeleitet werden.
Zu dem Impfstoff StroVac® fand der IGeL-Monitor lediglich eine Einzelstudie – diese zeigt keine Hinweise auf einen Nutzen. Allerdings berichteten mehr als die Hälfte der mit StroVac® Geimpften von Schmerzen an der Impfstelle, Fieber oder anderen grippeähnlichen Symptomen, woraus sich ein möglicher Schaden ableiten lässt.
Wie kommt es zur Blasenentzündung und wer ist betroffen?
Blasenentzündung ist der umgangssprachliche Begriff für eine Harnwegsinfektion. Zu den Harnwegen gehören Teile beider Nieren, die Harnleiter, die Harnblase und die Harnröhre. Von einer Harnwegsinfektion spricht man, wenn sich Teile der Harnwege entzündet haben. Die Entzündung wird meist durch Bakterien ausgelöst, die in die Harnröhre gelangen. Bei vielen Menschen, die einmal an einer Blasenentzündung erkrankt sind, kommt es zu wiederkehrenden Infektionen. Frauen sind häufiger als Männer von (wiederkehrenden) Harnwegsinfektionen betroffen, weil Frauen unter anderem eine wesentlich kürzere Harnröhre als Männer haben. Fast zehn von 100 Frauen, aber nur zwei von 100 Männern bekommen mindestens einmal im Jahr eine Blasenentzündung. Etwa die Hälfte der betroffenen Frauen bekommt innerhalb eines Jahres eine weitere Blasenentzündung. Unkomplizierte Blasenentzündungen heilen in einigen Fällen von alleine wieder aus. Länger andauernde oder schwere Harnwegsinfekte werden mit Medikamenten (Antibiotika) behandelt, deren Kosten von den Krankenkassen übernommen werden.
Hintergrund:
Unter www.igel-monitor.de erhalten Versicherte evidenzbasierte Bewertungen zu sogenannten Selbstzahlerleistungen. Der IGeL-Monitor wird vom Medizinischen Dienst Bund betrieben, der von den
15 Medizinischen Diensten in den Ländern getragen wird. Der Medizinische Dienst Bund koordiniert und fördert die fachliche Arbeit der Medizinischen Dienste und erlässt Richtlinien, um die Begutachtung und Beratung nach bundesweit einheitlichen Kriterien sicherzustellen. Der IGeL-Monitor bietet evidenzbasierte Gesundheitsinformationen zu Selbstzahlerleistungen in der ärztlichen Praxis. 56 wissenschaftliche Bewertungen sind aktuell auf der Webseite abrufbar:
- positiv 0
- tendenziell positiv 3
- unklar 23
- tendenziell negativ 26
- negativ 4
Zwei der bewerteten IGeL-Leistungen wurden zwischenzeitlich in den GKV-Leistungskatalog aufgenommen.
Pressekontakt:
Andreas Lange
Freier Journalist
Redakteur IGeL-Monitor
Mobil: 0171 53 29 814
E-Mail: presse@igel-monitor.de
Weitere Informationen
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