Pressemitteilung

IGeL-Monitor: MRT keine gute Alternative zum Mammographie-Screening

Zur Früherkennung von Brustkrebs wird Frauen in Deutschland das Mammographie-Screening-Programm angeboten. Könnte die Magnetresonanztomographie als Individuelle Gesundheitsleistung, kurz IGeL, eine sinnvolle Ergänzung oder gar Alternative zum Screening sein? Weder noch, lautet das Fazit des IGeL-Monitors. Die Wissenschaftler bewerten die MRT zur Brustkrebsfrüherkennung mit „tendenziell negativ“.

Die Magnetresonanztomographie (MRT), auch Kernspintomographie genannt, gilt als sehr genaue Untersuchungsmethode. Sie wird deshalb auch als Alternative oder als Ergänzung zur Mammographie beworben. Wissenschaftler des IGeL-Monitors wollten wissen, ob die MRT Frauen, die kein erhöhtes Brustkrebsrisiko haben, davor bewahren kann, an Brustkrebs zu sterben. Sie fanden keine Studien, die diese Frage untersucht haben. Man weiß daher nicht, ob die MRT einen Nutzen hat. Die MRT kommt ohne Röntgenstrahlen aus, aber für ein scharfes, aussagekräftiges Bild müssen den Frauen Mittel in das Blut gespritzt werden, die den Kontrast erhöhen. Diese Mittel können Nebenwirkungen haben. Letztlich gaben die möglichen Nebenwirkungen der Kontrastmittel den Ausschlag dafür, dass die Experten des IGeL-Monitors die Schäden durch die MRT höher bewerten als die Schäden durch die Mammographie.

Brustkrebs ist die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Etwa eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens daran. Im Durchschnitt sind Frauen dann 64 Jahre alt, drei von zehn Frauen sind jünger als 55. Im Jahr 2014 wurde in Deutschland bei 70 000 Frauen Brustkrebs festgestellt. Eine von fünf Frauen, bei denen Brustkrebs diagnostiziert wird, stirbt daran. Brustkrebs ist bei Frauen die fünfthäufigste Todesursache.

Zur Früherkennung von Brustkrebs wurde in Deutschland im Jahr 2009 das Programm zum Mammographie-Screening eingeführt. Seitdem hat jede Frau zwischen 50 und 69 alle zwei Jahre Anspruch auf eine Mammographie-Untersuchung im Screening-Programm. Außerdem kann jede Frau ab 30 ihre Brust bei der jährlich angebotenen Frauenarzt-Untersuchung abtasten und sich über die Selbstbeobachtung informieren. Darüber hinaus kommen auch andere Verfahren zum Einsatz, um Brustkrebs früh zu erkennen, wie der Ultraschall und die MRT.

Die MRT ist ein so genanntes bildgebendes Verfahren, das ohne Röntgenstrahlen auskommt. Damit lassen sich Weichteile besonders gut darstellen. Um etwa einen Tumor in gesundem Brustgewebe erkennen zu können, lässt sich der Kontrast der verschiedenen Gewebe noch erhöhen, indem man so genannte Kontrastmittel in die Blutbahn spritzt. Die MRT kann zur Diagnose von Brustkrebs unter besonderen Umständen Kassenleistung sein. Zur Früherkennung von Brustkrebs ist die MRT-Untersuchung jedoch eine IGeL. Eine MRT-Aufnahme kostet in der Regel zwischen 230 und 600 Euro.

Wissenschaftler des IGeL-Monitors suchten in der Forschungsliteratur vergeblich nach Studien zu der Frage, ob eine MRT bei beschwerdefreien Frauen ohne besonders hohes Brustkrebsrisiko Todesfälle durch Brustkrebs verhindern kann. Es sollte dabei um Frauen ab 40 Jahren gehen, die die MRT als Ergänzung oder als Alternative zu einem Mammographie-Screening bekamen. Ohne solche Studien kann man nicht von einem Nutzen ausgehen. Es kann zwar sein, dass die MRT als sehr sensibles Verfahren ergänzend zur Mammographie und vermutlich auch alternativ zur Mammographie mehr Tumore findet als die Mammographie alleine. Das Problem ist aber, dass „mehr Tumore finden“ nicht heißt, dass auch mehr Menschen überleben, wie man aus anderen Studien zur Krebsfrüherkennung folgern kann. Es geht schließlich nicht darum, irgendwelche Tumore zu finden. Es müssen vielmehr frühe, noch behandelbare Tumore sein, die sich zu tödlichen Gefahren weiterentwickelt hätten.

Schäden bei der MRT-Untersuchung können durch die Kontrastmittel entstehen. Die momentan verfügbaren Präparate können zum Beispiel Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel auslösen. Gelegentlich kann es zu Überempfindlichkeitsreaktionen und gelegentlich bis sehr selten zu heftigen Immunreaktionen oder Nierenschäden kommen. Die Wissenschaftler des IGeL-Monitors sehen für die MRT, wenn sie ergänzend oder alternativ zum Mammographie-Screening eingesetzt wird, ein Schadenspotenzial, das sie auch als gravierender einschätzen als das Strahlungsrisiko durch die Mammographie.

Der IGeL-Monitor stimmt mit seiner eher skeptischen Bewertung der MRT zur Brustkrebsfrüherkennung mit der Einschätzung deutscher Fachgesellschaften überein. Eine ärztliche Leitlinie von 2017 bezeichnet die Mammographie als die einzige Methode, von der belegt ist, dass sie Frauen vor dem Brustkrebstod bewahren kann. Deshalb soll Frauen zwischen 50 und 69 Jahren eine Teilnahme am die Mammographie-Programm empfohlen werden. Für bildgebende Verfahren wie Ultraschall und MRT liegen laut Leitlinie keine ausreichenden Hinweise dafür vor, dass sie Brustkrebstodesfälle verhindern können, weder als Ergänzung noch als Alternative zum Mammographie-Screening.

Hintergrund:

Unter www.igel-monitor.de erhalten Versicherte evidenzbasierte Bewertungen zu sogenannten Selbstzahlerleistungen. Entwickelt wurde die nicht-kommerzielle Internetplattform vom Medizinischen Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS). Der MDS berät den GKV-Spitzenverband in allen medizinischen und pflegerischen Fragen, die diesem qua Gesetz zugewiesen sind. Er koordiniert und fördert die Durchführung der Aufgaben und die Zusammenarbeit der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) auf Landesebene in medizinischen und organisatorischen Fragen.

Die IGeL „MRT der Brust zur Krebsfrüherkennung“ ist die 49. Leistung, die der IGeL-Monitor inzwischen bewertet hat. Bislang gab es folgende Bewertungen:

positiv                                    0
tendenziell positiv               3
unklar                                  20
tendenziell negativ            21
negativ                                   4
in Überarbeitung                  1

Vier weitere IGeL wurden nicht bewertet, sondern nur besprochen.

Zur Bewertung „MRT der Brust zur Krebsfrüherkennung“.

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